Donnerstag, 27. Januar
Eines vielleicht noch vorweg. Ich hatte zwar eine Partnerin gefunden, mit der ich meine Agentur machen wollte, aber natürlich waren wir beide erstmal vorsichtig unsere Daten auszutauschen. Dies ist dann aber irgendwann aus Versehen passiert. Nun wusste sie also meinen Namen und ich wusste ihren Namen. Und zwar den kompletten Namen. Da ich wissen wollte mit wem ich es zu tun hatte, machte ich mich auf die Suche im Internet.
Ich habe sie dann auch gefunden und ich wurde ruhiger, denn aus meiner Sicht handelte es sich um eine normale junge Frau. Da wir einige Zeit zuvor gechattet hatten und ich nun laut meiner Internetrecherche, überzeugt war, es mit einer anständigen Frau zu tun zu haben, habe ich ihr die alles entscheidende Frage gestellt.
Ich habe vor eine Agentur zu gründen, kannst du dir vorstellen eine solche Agentur zu leiten.
Maria hat sofort ja gesagt. Ich habe ihr dann aber auch mitgeteilt; dass dies noch keine Zusage ist, sondern ich erst mal wissen müsste, was an Kosten auf mich zukommt und mir klar darüber werden muss ob ich das wirklich will. Wie gesagt, ich war noch nie in Kolumbien und ich spreche kein spanisch. Maria spricht spanisch, ich spreche deutsch. Wir beide sprechen englisch, so dass wir uns verstehen können, aber wir beide nutzen sehr oft Übersetzungssoftware. Wie problematisch dies sein kann, dazu später mehr.
Maria meinte, sie hätte eine Freundin, die bereits aktiv in einem Studio gearbeitet hat und über diese bringt sie in Erfahrung was das Ganze kosten würde.
So hat die Geschichte begonnen. Was seit diesem Tag geschehen ist, was Vertrauen in einen fremden Menschen und Verträge bedeuten, werde ich Ihnen in diesem Blog erzählen.
Anmerkung
Ich habe des Öfteren zu hören bekommen, „Sei vorsichtig mit diesen Frauen, die wollen nur an dein Geld“. Natürlich ist das möglich. Ja sie ist aus einem fremden Land, aber bedeutet dies gleichzeitig, dass sie eine Betrügern ist? Natürlich nicht. Aber es gehört auch eine Portion Vertrauen dazu. Aber nicht nur von der einen Seite. Denn Maria hat ihren Job mit dem sie ihr Studium finanziert hat abgebrochen, sie hat ihr Studium in Cali abgebrochen um dieses in Medellín fortzusetzen, da sie die Stadt besser geeignet für eine Agentur hielt, ohne letztendlich zu wissen, ob ich diese Agentur tatsächlich mache. Ich musste Ihr irgendwann Geld überweisen, damit wir diese Agentur machen können. Ein Grundvertrauen musste also von beiden Seiten vorhanden sein.
Für mich war es letztendlich eine Investition. Man muss damit rechnen, dass die Investition einfach weg ist. Kann man das verkraften? Wenn man die Frage mit ja beantworten kann, dann kann man das riskieren.
Schöne Geschichte bis hierher. Deine Risikofreude ist nach meinem Geschmack. Das es um Webcam-Girls geht – auch wenn es eine Bäckerei gewesen wäre, es gäbe von einigen sicherlich Bedenken. Ich finde aber Dein „Voll aufs Ganze gehen“ krass gut. Ein materieller Verlust wäre verkraftbar, aber nicht der Verlust des dir von der Natur gegebenen Vertrauen in Fremde. Aber eine Frage: Wäre sie ein Mann, wie wäre es da mit einem riesen Vertrauensvorschuss gewesen?
Ich zumindest, freue mich jetzt schon auf alle Episoden deiner 1. Staffel
Ich habe mich extra für eine Frau entschieden, da ich denke, dass Frauen lieber in einem Studio sind, dass von einer Frau geführt wird.
Bier raus und warten was noch kommt.
Danke für die spannende Geschichte.
Grüße
Es gibt solche und solche Studios
Im Artikel 16 der kolumbianischen Verfassung steht: „Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit ohne Beschränkungen, die nur durch die Rechte anderer und durch die Rechtsordnung vorgesehen sind“, d.h. es besteht Berufsfreiheit.
Um legalisiert zu sein, müssen diese Unternehmen vier Aspekte für den formellen Betrieb eines Webcam-Studios erfüllen:
1.) Gründung des Unternehmens als juristische oder natürliche Person
2.) Gewerbeerlaubnis
3.) Beschäftigungsverträge
4.) Zahlung von Steuern
Sie stützen ihre Tätigkeit auf Artikel 333 der politischen Verfassung Kolumbiens, in dem es heißt: „Die wirtschaftliche Tätigkeit und die Privatinitiative sind frei, innerhalb der Grenzen des Gemeinwohls (…) Der freie wirtschaftliche Wettbewerb ist ein Recht aller, das Verantwortung mit sich bringt (…)“.
Auch wenn ich das Geld für solch eine Investition hätte, würde ich lieber was anderes machen, als in diese Schmuddelwelt einzutauchen.