Samstag, 29. Januar
Ich hatte Maria ja nur gefragt, ob sie sich vorstellen kann eine solche Agentur zu leiten. Von einer Beteiligung war keine Rede. Bisher.
Zwei Tage später haben wir uns in Skype getroffen.
Maria hat mir ihre Kalkulation vorgelegt. Sie hatte kalkuliert was das Inventar kosten würde, was wir für die Angestellten (allerdings nur eine Person pro Posten der zu besetzen war) zu bezahlen haben und was der Buchhalter kosten würde. Wieviel Miete und Nebenkosten auf uns zu kommt. Die Beträge waren in kolumbianischen Pesos kurz COP oder auch $ (was ebenfalls COP bedeutet). Bei dieser Kalkulation habe ich erfahren, dass die Miete für ein Haus (3 stöckig mit 200qm) 4.000.000 COP beträgt. Um diesen Betrag in Euro umzurechnen, braucht man den täglichen Wechselkurs. In der ganzen Zeit ist dieser in einem Bereich von 1€ = 4000 COP bis 4400 COP gewesen. Also rund 1.000 Euro für die Miete.
Die ganze Kalkulation war auf 3 Monate ausgelegt. Der Betrag den sie berechnet hatte, lag bei ungefähr einem Drittel an was ich gedacht hatte. Aber ich war vorsichtig und dachte mir, ich rechne besser noch einen Puffer mit ein.
Ich muss einen überraschten Gesichtsausdruck gemacht haben und Maria fragte mich ob es zu teuer wäre. Sie meinte, sie hätte herausgefunden, dass es Firmen in Kolumbien gäbe, die Auslandsinvestoren wie mich unterstützen würden, aber die machen das erst ab einer Investition von 200.000.000 Pesos
Ich habe Maria dann gesagt, dass ich ihr das Geld gerne geben würde um UNSERE Firma zu gründen, worauf sie meinte, ja aber es ist dein Geld es ist DEINE Firma.
Es gibt ja an dieser Stelle zwei Möglichkeiten, so meine Gedanken. Mir gehört die Firma und ich stelle Maria ein und bezahle ihr Gehalt. Mein Gedanke war aber, wenn ich ihr ein Gehalt gebe, wie kann ich mir sicher sein, dass sie wirklich mit vollem Einsatz arbeitet, denn in diesem Fall wäre es für sie nicht wichtig, wieviel Gewinn die Agentur macht. Deshalb habe ich ihr folgendes Angebot gemacht. „Ich gebe Dir das Geld, du machst die ganze Arbeit, der Gewinn wird 50/50 geteilt. Eines hatte ich an dieser Stelle allerdings vergessen. Gewinne gibt es am Jahresende. Wovon sollte Maria in der Zwischenzeit leben? Der richtige Weg, wie ich heute weiß, wäre gewesen. Sie bekommt ein Gehalt und einen Anteil am Gewinn. Wieviel auch immer.
Ich habe Maria dann nochmal gefragt, ob sie sich eine solche Agenturleitung zutraut und sie meinte, „ja, ich bin sehr verantwortungsbewusst“.
Nun, da ich die Kalkulation hatte und wir uns einig waren, was ihre Bezahlung angeht, wollte ich das Ganze überdenken. Das habe ich ihr auch mitgeteilt und dass sie sich noch nicht so große Hoffnungen machen solle, denn ich muss darüber nachdenken. Außerdem hatte ich auch Bedenken bezüglich ihres Studiums. Kann das zusammen funktionieren? Ihr nächstes Semester begann am Montag. Ich hatte sie darauf angesprochen und sie meinte, notfalls würde sie einige Stunden ausfallen lassen. Es gäbe auch, aufgrund der COVID-Situation, die Möglichkeit einige Stunden online zu absolvieren.
Natürlich musste Maria sich am Anfang um alles kümmern. Ich kannte die Gesetze in Kolumbien nicht. Maria aber auch nicht, zumindest bezüglich der Agentur, deshalb würde sie einen Buchhalter kontaktieren um sich alles erklären zu lassen.
Maria hat mich dann auch ohne Buchhalterin auf einige rechtliche Dinge aufmerksam gemacht. Eine Agentur darf Studios haben, sie darf aber keine Frauen einstellen, die vor die Kamera gehen. Diese Frauen nennt man in Kolumbien Webcam-Models oder kurz Models. Die Models mieten somit nur die Studios der Agenturen. Hierbei wird aber kein Mietbetrag festgelegt. Sondern die Models und die Agenturen teilen sich die Einnahmen der Models Es geht wie folgt von statten. Eine Internetplattform sendet die Shows der Models live und der Internetplattformbetreiber erhält einen Betrag von jemandem, der sich diese Liveshow ansieht. Der Internetbetreiber zahlt dann der Agentur einen gewissen Prozentsatz aus (normalerweise 50%). Die Agentur behält von diesem Betrag einen Prozentsatz (normalerweise auch 50%) und zahlt den Rest an das Model aus. Somit bekommt der Internetbetreiber 50% und die Agentur und das Model je 25%
Models müssen auf unsere Studios aufmerksam gemacht werden, herausfinden was wir für Steuern zu bezahlen haben, die Steuern müssen bezahlt werden, die komplette Abrechnung muss von ihr gemacht werden und ich fragte sie nochmal, ob sie sich dessen bewusst ist und sie meinte „Ja ich weiß“.
Ich meinte noch, es gehört ein ziemliches gegenseitiges Vertrauen zu so einem Vorhaben und dass wir zumindest einen kleinen Vertrag machen müssten, in dem das Wesentliche steht. Sie merkte anscheinend schon, dass ich etwas am Zweifeln bin, vor allem beim Punkt vertrauen, sie meinte sie würde absolut transparent arbeiten.
Ich war an einem Punkt, an dem ich innerlich bereits zugestimmt hatte. Allerdings wollte ich noch die rechtliche Seite hier in Deutschland klären. Vor allem auch, wie erhalte ich meine Gewinne und wie habe ich diese hier in Deutschland zu versteuern.
An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass ich meine Frau noch nicht in meine Pläne eingeweiht hatte. Wie auch. Ich habe mich ja mehr oder weniger selbst erst zu diesem Zeitpunkt dafür entschieden. Und wir reden hier immer noch von einem Sex-Geschäft. Es war für mich nicht ganz einfach. Denn ich musste ja nicht nur meine Frau einweihen, auch dem Steuerberater und dem Anwalt muss man natürlich alles mitteilen, wenn man eine vernünftige Beratung will. Was denken Verwandte und Bekannte darüber. Muss man ihnen dies mitteilen, oder verheimlicht man alles. Muss man es verheimlichen? Ich hatte viele Gedanken zu dieser Zeit.
Dann war da noch die Frage, wie transferiere ich das Geld nach Kolumbien? Der einfachste Weg wäre PAYPAL gewesen, denn Maria hatte ein PAYPAL Konto und ich auch. Aber wir reden hier nicht von 50 oder 100 Euro.
Ich habe mich zwischenzeitlich bereits im Internet informiert und erfahren, dass Beträge über 12.500 Euro ins Ausland, bei der Bundesbank gemeldet werden müssen.
Maria wollte nach einem Haus mit 9 Zimmern Ausschau halten, damit wir am Anfang 5 Zimmer ausstatten könnten, wenn wir aber mal Geld verdienen, dieses auf die 9 Zimmer auszubauen.
Die Aufgaben waren verteilt, ich wollte hier in Deutschland herausfinden ob das alles legal ist und Maria wollte einen Buchhalter vor Ort finden um dort alles zu klären.