Tag 52 – Dokumente, mein endgültiger Entschluss

Samstag, 19. März

Wie so oft bekam ich keine Dokumente. Also schrieb ich ihr, dass ich jetzt eigentlich eine E-Mail wie folgt erwarte: Hallo, ich wollte dir die Unterlagen schicken, aber ich habe zu viel gefeiert und getrunken und die Unterlagen in der Bar vergessen und jetzt sind die Unterlagen weg und wir müssen von vorn anfangen. Kann ich in Berlin nochmal eine Vollmacht bekommen.

Ich hatte eine kurze Geschichte im Internet gelesen. In dieser ging es um eine Frau, die während ihres Studiums in Kolumbien ihren Freund kennen lernte. Sie musste dann aber wieder nach Deutschland zurück. In Deutschland hatte sie Probleme, weil ihre Familie den Kolumbianern nicht traute (kommt mir bekannt vor). Dann sagte der Kolumbianer einen Satz der passend für die jetzige Situation ist. Er ist zwar etwas sentimental aber doch hat er auch für unsere Agentur Gültigkeit. Er sagte, was wir haben, wird ein Tattoo. Es machen zu lassen tut weh, aber es ist für immer. Ich hoffe, das gilt auch für unsere Agentur.

Es war ein guter Zeitpunkt einige Dinge klar zu stellen und ich schrieb Maria eine längere E-Mail. Ich schrieb sie auf English, so dass ich wenigstens lesen konnte was ich geschrieben habe.

Ich glaube, wir haben gerade einen guten Moment und ich kann dir von meinem „gestern“ erzählen. Am Ende hoffe ich, dass du es als Kompliment auffasst und nicht als Misstrauen oder ähnliches.

Ich müsste im Moment sehr viel schreiben, warum ich denke, dass die Situation und die Emotionen so oft schwanken, aber das will ich jetzt nicht, dafür wird die Zeit noch kommen. Ich kann dir nur sagen, dass ich über deine Handlungen und Einstellung zu verschiedenen Dingen genauso frustriert bin, wie du über meine. Wir sind unterschiedliche Personen, wir sind unterschiedlich aufgewachsen, wir sprechen unterschiedliche Sprachen, wir leben in unterschiedlichen Kulturen. Manchmal kann ich nicht verstehen, was für dich normal ist und ich mache Dinge, die du nicht verstehst. Vorgestern gab es wieder eine solche Situation. Auch hier könnte ich wieder so viel schreiben, aber nicht jetzt.

Also erzähle ich dir jetzt von meinem „gestern“.
Nach unserem Skype Gespräch habe ich wieder ein gutes Gefühl. Aber gestern morgen fingen die Gedanken wieder an und ich habe mir gesagt, dass muss aufhören und ich habe mich hingesetzt und über alles nachgedacht. Und ich fragte mich was sind die Vorteile und was sind die Nachteile. Wie du mir gesagt hast, wenn du aufhören möchtest, dann aus Überzeugung. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass einiges dagegen spricht, aber es viel mehr gibt, was dafür spricht. Und ich zitiere in Situationen, in denen es um Risiko geht, gerne diesen alten Römer, der da sagte „Es ist besser seinen Teil am Schaden zu tragen, als ewig zu zögern“. Also kann ich dir sagen, ich habe mich endgültig für dieses Projekt entschieden.

Aber ich wollte noch andere Meinungen hören und so rief ich meinen Freund an und fragte ihn ob er Zeit hat mich zu treffen, weil ich mit ihm darüber reden wollte. Und ich wollte die Meinung meiner Frau.

Ob du es glaubst oder nicht, aber meine Frau war überwiegend auf deiner Seite. Anfangs hatte sie Zweifel, aber ich habe ihr von dir erzählt und sie hat die Fotos gesehen, die du mir geschickt hast und sie hat sich gesehen als wir unser Gespräch in Skype hatten. Sie sagte übrigens auch, mit mir würde sie auch nicht zusammen arbeiten wollen. Und immer wenn ich wütend wurde, sagte meine Frau zu mir, wenn du so mit mir reden würdest, hätte sie schon lange zu mir gesagt, du kannst das Projekt machen mit wem du willst, aber nicht mit mir. Aber als ich ihr vorgestern von deiner Schauspielerei und deinem Wunsch dies als Beruf zu machen erzählte, meinte sie auch, dann kannst du das Projekt nicht weiter machen. Ich habe ihr dann von unserem Gespräch erzählt und auch sie änderte ihre Meinung und sagte zu mir, dass ich es weiter machen solle. Sie meinte, wir hätten beide so viel Zeit und Energie in dieses Projekt gesteckt, dass es schade wäre, wenn es beendet würde. Und sie meinte auch, was du alles getan hast, hättest du nicht getan wenn du die Agentur nicht machen wolltest. Außerdem müsstest du auch damit rechnen, dass die Agentur nicht funktioniert und man kann dir nicht zumuten, dass du alles aufgibst und dann ohne Agentur nichts mehr hast. Sie hat recht damit.

Danach habe ich mit meinem Freund gesprochen. Er hatte bisher nur einige Informationen über die Agentur und ich habe ihm dann alles erzählt. Er sieht die Dinge einfacher. Er sieht diese Sache als reines Investment. Du weißt, dass ich das nicht so sehe, aber vielleicht ist es auch gut, es nur aus dieser Sichtweise zu sehen. Er hat die Nase gerümpft, als ich ihm verschiedene Dinge erzählte, wie etwa 51/49 und du es danach geändert hast und es war nicht geändert. Und dann sagte er, es sei ganz einfach. Du hast bereits eine gewisse Menge an Geld ausgegeben und du muss wissen ob du einen Totalverlust verkraften kannst oder nicht. Wenn du es kannst, ist es eine einmalige Gelegenheit, die nicht jeder bekommt. Und was du mir über Maria erzählt hast, darüber würde ich mir keine Gedanken machen, weil sie genauso bereit ist dieses Projekt zu machen wie du. Sein Fazit, ich würde es tun, wenn ich du wäre.

Wie gesagt, ich hatte mich schon dazu entschieden, aber als ich noch diese beiden Zustimmungen hatte, war das noch mehr Bestätigung für mich. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits sehr zufrieden, aber deine E-Mail, dass alles geändert ist, freut mich natürlich umso mehr.

Ich denke, du hast noch viel Arbeit vor dir, aber ich denke die kommende Arbeit wird dir viel mehr liegen und viel mehr Spaß machen, als dieser bürokratische Kram. Aber wir haben noch nicht alle Bürokratie überwunden. Aber den Rest sollten wir so schnell wie möglich hinter uns bringen und dann will ich das Bild vom „ersten Bett“, dass du kaufst.

Auf die erste E-Mail antwortete Maria, oh nein nein, ich habe die Unterlagen nicht aus der Hand gegeben und sie die ganze Zeit bewacht.

Wegen dem Satz der der Kolumbianer gesagt hatte meinte sie. Das ist ein sehr guter Satz und er hat absolut recht damit. Ich hoffe auch, dass es für unsere Agentur so läuft.

Auf meine lange E-Mail antwortete sie: Es freut mich wirklich sehr, dass deine Frau und dein Freund dem Projekt zustimmen. Wenn auch viele Dinge passiert sind, aber alle Probleme eine Lösung haben, müssen wir uns einfach keinen Stress machen und die Dinge lieber in Ruhe und gut machen. Respekt und Vertrauen sind das Wichtigste. Aber all diese Nachrichten machen mich sehr glücklich. Einen der anstrengendsten Teile haben wir bereits hinter uns gelassen und es folgt ein sehr schöner und weniger stressiger Teil. Später werde ich dir die Unterlagen schicken.

Später schickte sie mir folgende Dokumente:
ACTA CAMBIO PARTICIPACION ACCIONARIA – Das war das Protokoll in dem wir beschlossen, dass die Anteile 50/50 sind. Allerdings war es nicht unterschrieben.
FORMATO LIBRO DE ACCIONISTAS – Eine Tabelle in der unsere Aktienanteil eingetragen waren. Allerdings hätte ich dieses Formular auch über Excel erstellen können. Keine Unterschriften.
ACTA DE CONSTITUCION – Ähnlich dem ersten Dokument. Aber auch hier keine Unterschriften
COMPOSICION ACCIONARIA – Auch hier eine Auflistung und Verteilung der Aktien, mit Unterschrift von Alejandra.

Die E-Mail selbst beinhaltete folgendes:

In dieser E-Mail werde ich dir erzählen wie es in der Handelskammer und in der Bank gelaufen ist

Das nachfolgende Bild zeigt das Aktionärsbuch (Das Bild zeigte das Deckblatt unseres Aktionärsbuches. Das Aktionärsbuch hat im Kopf das Logo der Handelskammer und eine Unterschrift)

Hier wurde die Aktienverteilung erfasst, Ich fragte ob es notwendig sei, mit 49/51 zu beginnen, aber der Berater sagte mir, dass dies nicht notwendig sei. Hier kannst du es sehen. (Es war ein Bild mit der 2. Seite des Aktionärsbuches. Auf dem unsere Anteile gedruckt waren. Beide 45.000 Aktien)

Ich weiß, dass es für dich nicht einfach ist, die Dokumente zu übersetzen, deshalb schicke ich dir die Originaldateien als Anhang in dieser E-Mail. Nachfolgend das Protokollbuch. (Das Bild zeigte das Deckblatt des Protokollbuches, ebenfalls mit Logo der Handelskammer und eine Unterschrift)

Mir war nicht bewusst, dass die Bücher einzelne Blätter sind, schrieb Maria. Ich muss schauen wie ich sie ablegen kann, damit sie nicht beschädigt werden oder verloren gehen. Hier beide Bücher zusammen (Das Bild zeigte die beiden „Bücher“).

Als letzten Anhang siehst du ein Formular mit dem Namen „Aktionärszusammensetzung“, das eine von meinem Steuerberater ausgestellte und unterschriebene Bescheinigung ist. Sie hat es mit den Angaben ihres Berufsausweises ausgestellt und haftet für alle Unregelmäßigkeiten. Dieses Dokument soll dir helfen, dass Du dich bei allen rechtlichen Verfahren sicherer fühlst.

Jetzt zur Bank. Ich war auch bei der Bank und sie haben mir dort folgende Informationen gegeben

Einerseits sagte mir der Berater, dass du das Geld jetzt überweisen könntest und dass es kein Problem geben wird

Trotzdem hat er mir gesagt, dass wir nachweisen müssen, dass das Geld legal ist und dass es für die Gründung des Unternehmens verwendet wird. Deshalb hat er mir gesagt, je mehr Dokumente er bekommt, um dies zu beweisen, desto einfacher wird es sein, dass das Geld auf das Konto zu buchen. Nachfolgend nenne ich die Dokumente um die die Bank mich gebeten hat, damit du das Geld problemlos nach Kolumbien transferieren kannst.

  • Eine Bescheinigung über das Bankkonto, vom dem das Geld kommt
  • Die letzten Kontoauszüge von diesem Konto
  • Ein Arbeitszeugnis von dir
  • Ein von dir und mir unterzeichnetes Dokument, das bestätigt, dass das Geld auf das Firmenkonto überwiesen wird.
  • Und die Firmenunterlagen, aber die habe ich hier.

Nachfolgend noch ein Foto unserer Bankkarte und einige Anleitungen um Überweisungen zu tätigen.

Das wars. Bitte vergiss nicht, die Dokumente im Anhang zu prüfen. Mit diesen kannst du alles viel einfacher übersetzen und verstehst, was sie bedeuten.

Noch eine Anmerkung. Ich ziehe gerade wieder um. Ich könnte sterben. Das Problem mit dem Parkplatz in meiner neuen Wohnung konnte nicht gelöst werden und ich musste mir einen anderen Platz suchen.

Falls du Fragen hast, lass es mich wissen.

Ich schrieb ihr, dass ich mir die Dokumente in Ruhe durchlesen werde.

Sie antwortete: Es ist wichtig, dass du weißt, was sie mir in der Bank gesagt haben, ich brauche einige Informationen von dir. Aber keine Eile, wir können morgen darüber reden.

Ich schrieb zurück: Wenn du sagst es ist nicht eilig, dann lasse ich mir Zeit. Aber wenn du Informationen für die Bank brauchst und noch heute zur Bank gehen willst, dann lass es mich wissen, ich suche alles raus.

Maria: Ich brauche diese Informationen, wenn du das Geld überweist. Ich kann warten, lese alles in Ruhe.

Ich: Bei den Banken in Deutschland muss man zwar nicht so lange warten, aber meine öffnet auch nur 4 Tage in der Woche.

Maria lachte: Hier sind die Banken 6 Tage in der Woche geöffnet, aber sie sind sehr sehr langsam und nicht sehr effizient.

Ich habe mir dann die E-Mail doch noch durchgelesen, aber natürlich hatte ich Fragen. Durch die Übersetzung war mir nicht genau klar welche Dokumente ich wirklich brauchte, also fragte ich Maria in meiner nächsten E-Mail einige Dinge, ich möchte hier nicht alles aufführen, aber zumindest das, was später noch wichtig sein wird.

Wegen der Bestätigung, dass das Geld auf das Firmenkonto überwiesen wird, fragte ich Maria ob es für sie in Ordnung ist, wenn das Herr Schmitt aufsetzt. Außerdem fügte ich hinzu, dass das gleiche Verfahren aber auch noch mit den 2000 Euro gemacht werden muss, die ich bereits überwiesen hatte. Zusätzlich benötige ich Dokumente, aus denen hervorgeht, dass die Kolumbianische Zentralbank mich als ausländischen Investor anerkennt.

Dann wies ich sie auf die Dokumente hin und das Datum welches auf den Dokumenten steht.
Erst sind die Statuten auf 51/49 am 5. März, dann steht in den Büchern, dass wir 50/50 haben auch am 5. März, am gleichen Tag, auch am 5. März, bestätigt Alejandra, dass wir 50/50 haben, 4 Tage später, also am 9. März, haben wir ein Aktionärsversammlung auf der wir beschließen, dass wir 50/50 haben. Das kann nicht korrekt sein schrieb ich ihr.

Außerdem stand in der Satzung, diese hatte das Datum 2. März, also einen Tag vor der Firmengründung, dass die Verteilung 51/49 sein soll. Und wenn das bereits einen Tag vorher fest stand, warum hast du mir dann keine E-Mail geschickt und gefragt ob das in Ordnung ist. Warum hat Alejandra unsere vertraglichen Vereinbarungen die wir bezüglich der Gewinnverteilung hatten, nicht mit in die Statuten aufnehmen lassen, ebenso dass Du dir kein Gehalt geben darfst. Außerdem sollten die 10% der Rücklage ebenfalls aus der Satzung genommen werden.

Maria antwortete, dass sie nicht alles versteht was ich schreibe, aber sie versuche zu antworten. Für sie wäre es kein Problem wenn der Anwalt das Schreiben aufsetzt. Im Moment hat sie die 2000 Euro noch nicht auf das Firmenkonto überwiesen. Sie wolle warten bis das restliche Geld da ist und dann alles überweisen. Danach würde sie mir alle Dokumente schicken, die sie von der Bank erhält. Weiter schrieb sie: Ich bin kein Rechtsanwalt, deshalb habe ich die von der Handelskammer geforderten Schritte befolgt. Ich habe mit 3 verschiedenen Beratern gesprochen und alle haben mir das gleiche gesagt. Es ist in Ordnung wenn die Bücher mit 50/50 beginnen. Die Dokumente sind nicht signiert, da es sich um die Originaldateien handelt, aber darin steht das gleiche wie in den Büchern. Ich habe sie angehängt, damit du den Text besser übersetzen kannst. Morgen werde ich nochmal mit Alejandra sprechen, damit wir die Rücklage aus den Statuten nehmen können, sie hat mir gesagt, dass es geändert werden könnte, aber ehrlich gesagt hatte ich es vergessen.

Ich bedankte mich für die ausführlichen Antworten schrieb ihr aber bezüglich der 2000 Euro, dass ich weiß, dass sie lieber alles auf einmal registrieren lassen möchte, aber ich der Meinung bin, dass wir das Prozedere mit dem kleinen Betrag machen sollten um zu sehen ob alles funktioniert.

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