Donnerstag, 7. April
In der Nacht kam folgende E-Mail von Maria:
Nun, der Bankberater hat mich gerade angerufen, dass sein Chef ihm nichts von den Dokumenten gesagt hat. Er denkt, dass also alles in Ordnung ist. Aber wir müssen für die 130 Millionen ein neues Aktionärsprotokoll liefern und dieses auch in der Handelskammer einreichen. Sobald wir diese beiden Dinge haben, wird er die Dokumente erneut seinem Chef zur Prüfung vorlegen. Ich werde die Gelegenheit nutzen und auch die Dokumente, die du mir heute geschickt hast, in der Bank abzugeben. Das ist für den Moment alles, ich muss zur Handelskammer.
So nebenbei hat sie mir noch geschrieben, dass es Proteste in ihrer Stadt gibt. Es gibt ein neues Gesetz. Von Donnerstag bis Sonntag, dürfen Motorradfahrer keine Begleitpersonen mitnehmen. (Maria lachend) Dieses Gesetz ist sehr albern.
Ich mache mir an dieser Stelle noch nicht so viel Gedanken. Mir war klar, dass wir, sobald wir was in der Handelskammer ändern wollen, immer ein Aktionärsprotokoll brauchen. Eigentlich ist es eine Aktionärsversammlung, bei der die Mehrheit die Änderung bestimmt, das Protokoll unterzeichnet und somit die Handelskammer ihre Bestätigung für die Änderung hat. Wir sind eine S.A.S. also eine offizielle Firma. Wir sind zwar nur 2 Aktionäre aber das spielt keine Rolle. Eine Aktionärsversammlung mit anschließendem Protokoll ist eine wichtige Sache. Denn nur somit, kann der Geschäftsführer nicht einfach machen was er will. Auch ist es wichtig die Form einzuhalten. Es gibt einen Präsidenten und einen Sekretär für eine solche Versammlung. Hierbei hat der Sekretär die wichtigste Funktion. Der Sekretär unterzeichnet als letzter ein solches Aktionärsprotokoll und er muss dies handschriftlich bei der Handelskammer machen, er muss also Vorort sein. Alle anderen Unterschriften, dürfen als Kopie vorhanden sein. Das ist wichtig bei Auslandsinvestoren wie ich einer bin. Maria (der Geschäftsführer) und Sekretär schickt mir sozusagen, das Aktionärsprotokoll, ich unterschreibe es und schicke es ihr via E-Mail zurück. Die Unterschrift dort, ist somit nur eine Kopie meiner Unterschrift. Maria geht zur Handelskammer und unterschreibt dort. Ihre Unterschrift ist dann ein Original.
Ich fragte Maria, ob sie zwischenzeitlich den Betrag erfahren hat, der auf ihr Konto gut geschrieben wird.
Ich weiß es nicht genau, antwortete Maria, aber der Berater sagte ungefähr 125 Millionen.
OK, zusammen mit den 8 Millionen, wären es dann 133 Millionen.
Maria schrieb: Es ist ein ungefährer Wert, ich weiß nicht wie viel Geld ankommen wird, weil ich den Wechselkurs noch nicht kenne. Dieser wird festgelegt, wenn die Dokumente in Ordnung sind. Zunächst müssen wir unser Grundkapital auf 130 Millionen ändern, weil die Überweisung weniger Geld war wird es keine Probleme geben. Aber wenn ich den genauen Betrag kenne, werde ich ihn dir sagen.
Ich fragte Maria: Bedeutet das, dass du zweimal zur Handelskammer gehen musst? Erst auf 130 Millionen ändern und dann auf den richtigen Betrag?
Maria: Wenn es notwendig ist. Aber ich kann keinen Wert angeben, den ich nicht kenne. Wir müssen noch auf den Wechselkurs warten.
Ich war am Morgen dann auf der Bank und habe Maria alle Dokumente geschickt, die ich von der Bank bekommen konnte.
Ich schrieb Maria:
Keiner von uns weiß, wie lange es dauern wird, bis die Bank das Geld auf dem Konto gut schreibt.
Wenn es zu lange dauert und Alejandra nicht warten möchte, dann frag sie, ob ich sie via PAYPAL bezahlen kann.
Was ist mit dir? Wenn es zu lange dauert, sag es mir. Dann zahle ich diesen Monat nochmal über PAYPAL.
Ich bin ganz ehrlich. Ich möchte das beides eigentlich nicht, weil ich bereits viel Geld überwiesen habe, aber ich möchte nicht, dass wir Alejandra, wegen der langen Wartezeit, mehr bezahlen müssen und ich weiß nicht wie es bei dir finanziell aussieht.
Maria antwortete:
Ich werde alle Dokumente aus der letzten E-Mail zur Bank bringen. Gestern habe ich die Bescheinigung über die Kapitalerhöhung an die Handelskammer gesendet, ich warte darauf, dass sie mich anrufen. Alles andere erzähle ich dir. Vielen Dank für die Dokumente.
Alejandra ist bekannt, dass das Geld noch nicht da ist. Aber bitte bedenke, dass ich von den 8 Millionen die du bereits überwiesen hast, noch Geld habe und mit diesem Geld Alejandra bezahlen kann. So wie wir im letzten Monat die 2,5 Millionen gezahlt haben. Ich persönlich kann noch ein paar Tage warten. Ich schätze deine Freundlichkeit.
Ich: Hast du die 8 Millionen bereits verwendet? Ich frage, weil sie noch nicht bei der Zentralbank von Kolumbien registriert sind.
Maria: Ich habe von diesem Geld nur Alejandra bezahlt. Ich habe von diesem Geld noch nicht mal welches verwendet, dass ich für den Papierkram ausgegeben habe. Aber Alejandra hat darauf bestanden, dass ich ihr im letzten Monat, die noch offen stehenden 2,5 Millionen zahle. Ich habe sie gefragt, ob das möglich ist oder ob es Probleme gäbe wegen der Registrierung als Auslandsinvestition. Sie verneinte, weil das Geld mit der Einzahlung auf das Konto verbucht wird und dies sei überprüfbar, da es in den Kontoauszügen steht. Ebenso ist es in Ordnung, wenn du es vorziehst, dass wir das Geld vorerst nicht verwenden. Ich sage Alejandra einfach, dass sie noch ein bisschen warten soll. Meinerseits habe ich dir schon gesagt, dass ich warten kann.
Ich: Bitte denke daran, wenn wir 130 Millionen als Stammkapital angeben, dann muss der Betrag auch auf dem Firmenkonto einbezahlt werden. Wäre es weniger, müssen wir den Betrag der fehlt nachzahlen. Ich glaube ich habe insgesamt mehr als 130 Millionen überwiesen, ich werde nicht mehr überweisen. Und lass dich von den Leuten bei der Handelskammer nicht ärgern. Immer lächeln. Notfalls gibst du ihnen eine Ohrfeige, aber immer lächeln dabei. Wir können im Moment nur machen, was sie verlangen. Viel Glück und lass es mich bitte wissen, wenn es Neuigkeiten gibt.
Maria: Ich hoffe, dass die Handelskammer bald das Aktionärsprotokoll geprüft hat. Sobald das erledigt ist, kann ich auf die Bank gehen und erneut die Überprüfung der Dokumente anfordern. Ich werde dir alles erzählen was passiert.
Am Abend schickte mir Maria dann den ersten Entwurf unseres Logos. Wir haben viel hin und her geschrieben über das Aussehen. Maria schickte mir dann irgendwann das Logo von den ALBA Studios und sie sagte, das ist das Logo eines der bekanntesten Studios in Kolumbien. Ich fragte Maria, warum dann nicht alle Models zu den Alba-Studios gehen.
Bei den Alba-Studios stellen sie nur Frauen ein, die wirklich schön und offen für alles sind. Außerdem kürzen sie die Provision der Mädchen für jedes zu spät kommen und nicht Einhaltung des Zeitplans um 10%. Ich weiß das, weil meine Freundin dort mal angefragt hatte.
Ich fragte Maria dann, ob sie unsere Agentur so machen will wie die von ALBA und sie antwortete:
Ich möchte, dass Models Spaß haben und lieben, was sie tun. Ich möchte, dass sie Ziele und den Wunsch haben, viele Dinge zu erreichen. Dass sie stolz darauf sind, Models zu sein. Ich möchte nicht, dass unser Unternehmen wie jede andere Agentur ist, ich möchte, dass es ein Ort voller Liebe und Respekt ist.
Dann kam folgende Nachricht von Maria:
Ich komme gerade von einem Treffen mit der Eigentümerin des Hauses. Die Miete beträgt 3,5 Millionen im Monat. Und das Haus steht auch zum Verkauf. Der Kaufpreis wären 780 Millionen (177.000 – 195.000 Euro). Der Sektor wäre in Ordnung, er wäre sicher und es gibt keine Wohnungen drumherum. Aber sie verlangen 2 Mitunterzeichner. Beide müssen ein Mindesteinkommen von 7 Millionen haben und einer muss eine Eigentumswohnung oder -haus haben. Das Haus hat wirklich viel Potenzial und es wäre toll es zu kaufen, aber ich denke es wird sehr schwierig sein, einen zweiten Mitunterzeichner mit diesen Eigenschaften zu finden. Was denkst du?
Ich antwortete Maria, dass ich das Haus nicht kaufen will. Nicht jetzt. Bei einem Kaufpreis von 780 Millionen, können wir das Haus 18,5 Jahre mieten. Daran können wir vielleicht in 3-4 Jahren denken, wenn unsere Agentur funktioniert, aber nicht jetzt, wenn wir noch nicht einmal Geld auf der Bank haben.