Tag 20 – Der Anwalt aus Kolumbien

Dienstag, 15. Februar

Ich habe Maria geschrieben und sie gefragt, ob sie den Vertrag überhaupt gelesen hat und wie es sein kann, dass keine unsere Vereinbarungen darin erscheinen, sondern nur da steht, dass am Ende die Gewinne 50/50 geteilt werden. Kein Wort davon, dass sie sich kein Gehalt geben darf und kein Wort davon, dass sie sich die ersten 5 Millionen des Einkommens nehmen darf und ich dafür die ersten 5 Millionen der Gewinne erhalte.

Außerdem habe ich ihr nochmal zu verstehen geben wollen, dass ICH einen Anwalt nehme, der den Vertrag macht und jetzt kommt sie plötzlich mit einem Vertrag was die 2-fachen Kosten bedeuten. Das geht so nicht schrieb ich ihr, da es sich um einen Vorschuss für die Buchhalterin handelt, bräuchte der nicht bezahlt zu werden, denn die Buchhalterin hat vorläufig nichts mehr zu tun.

Ich habe ihr aber auch gesagt, dass ich den Vertrag nochmal versuchen werde in Ruhe zu übersetzen. Dass der Vertrag grundsätzlich in Ordnung ist, dass es aber Dinge gibt die ich ändern möchte und dies mit dem Anwalt aus Kolumbien besprechen werde.

Maria schrieb zurück, dass sie froh ist, dass mir der Vertrag grundsätzlich gefällt und sie weiß, dass Dinge geändert werden können. Ihre Buchhalterin wird uns nochmal einen letzten Entwurf geben, weil ich ja zu einem anderen Anwalt wechseln möchte. Sie wollte wissen ob ich den Vorschuss bezahlt habe. Das Geld was ich ihr zuvor geschickt hatte, hatte sie für 2 Beratungstermine bei der Buchhalterin gebraucht, aber die 2.500.000 COP wären für die ganze Arbeit die die Buchhalterin und der Anwalt geleistet haben.

Sie meinte, sie würde bereits den ganzen Papierkram erledigen um das Unternehmen zu gründen und sie würde damit nicht aufhören. Ich könne mit meinem Anwalt so viel reden wie ich wollte, aber sie weiß, dass sie alles richtig gemacht hat, aber sie würde es nicht ertragen wenn ich immer wütend werde.

Mein Telefongespräch mit dem Anwalt aus Kolumbien

Er wollte natürlich wissen um was es geht und wie ich meine Partnerin kennen gelernt habe. Er meinte auch, dass man grundsätzlich einen Vertrag braucht. Dieser müsste beinhalten was die beiden Parteien gegenseitig wollen. Würde man dies nicht ausführlich und präzise machen, kann es später einfach zu Streitigkeiten kommen, weil es nicht geregelt ist. Er hat mich auch darauf aufmerksam gemacht, dass in der Überschrift „Promesa“ steht. Er meinte dies wäre dann eigentlich nur ein vorläufiger Vertrag und kein endgültiger Vertrag. Der Vertrag selbst nennt sich „estatutos sociales“ oder manchmal auch „contrato social“. Dann sollte meine Partnerin den Vertrag unterschreiben an mich schicken, dann unterschreibe ich ihn und schicke ihn ihr zurück. Dieser Vertrag ist die Basis für die Registrierung in der Handelskammer.

Er hat mir aber auch gesagt, dass dieses Modell, wie wir es machen, unüblich ist und Risiken enthält. Nämlich wenn ich 50/50 mache, schenke ich ihr sofort 50% des investierten Kapitals. Normalerweise würde der, der das Geld investiert 100% erhalten und den Partner als Geschäftsführer einsetzen. Ihn mit den entsprechenden Rechten versehen, damit man nicht alles unterschreiben muss und ihm ein Gehalt und eine etwaige Provision zahlen. Später kann man sich dann überlegen ob man nach und nach Aktienanteile an den Geschäftspartner überträgt. Aber auf keinen Fall von Anfang an.

Als ich ihm von der Buchhalterin erzählt habe, meinte er nur, niemals sucht der Partner vor Ort den Buchhalter aus. Das müsste ich machen, denn man weiß nicht ob der Partner vor Ort dann mit dem Buchhalter zusammen arbeitet.

Nachdem er einiges von mir von der Geschichte erfahren hatte, meinte er nur, er würde davon die Finger lassen. Denn es kann halt gut sein, dass das Geld einfach weg ist und im Anschluss rechtlich dagegen vorzugehen, sei sehr schwierig.

Was die Vollmacht betrifft. Ja die braucht man. Dafür müsse ich in ein kolumbianisches Konsulat in Deutschland gehen. Ich solle mich aber schon mal darauf einstellen, dass es dort sehr lange Wartezeiten gibt. Es wäre durchaus üblich, dass man dort 3-4 Stunden warten muss. Außerdem erwartet das Konsulat, dass ich das Dokument, das ich unterschreibe auch verstanden habe. Das heißt ich brauche einen zertifizierten Dolmetscher vor Ort im Konsulat. Außerdem wäre es ein Problem für mich, da das Personal im Konsulat meistens auch nur spanisch spricht. Ich müsste auch darauf achten, dass die Vollmacht keinen Formfehler enthält, sonst bekomme ich sie nicht beglaubigt. Wenn ich die beglaubigte Unterschrift geleistet hätte, müsste das Dokument nach Kolumbien per Post geschickt werden. Da könne ich mich dann auf ca. 2-3 Wochen einstellen und hoffen, dass es dort wo es hin soll, auch ankommt.

Ich wollte noch wissen ob ich bei einer S.A.S. wirklich nicht mit meinem Privatvermögen hafte und er meinte nein, bei einer S.A.S. hafte ich nur mit der Einlage, sprich den 40.000.000 COP (es waren im Vertrag immer noch die 80.000.000 COP eingetragen) am Stammkapital, die auf meinen Namen laufen.

Dann meinte er noch, wenn sie das alles erledigt haben, haben sie die erste kleine Hürde geschafft, denn die Banken in Kolumbien würden ein viel größeres Problem dar stellen. Diese würden unheimlich viel Auskunft über mich einholen bevor sie eine Überweisung nach Kolumbien in dieser Größenordnung zulassen. Wegen der Geldwäscherei. Er würde mir auch empfehlen, dass vor einer großen Überweisung, meine Partnerin zur Bank geht und dort ankündigt, dass eine große Überweisung kommt.

Zum Abschluss hat er noch gemeint. Er hätte dieses Beratungsgespräch gerne mit mir gemacht, er wolle aber nicht weiter mit mir zusammen arbeiten, den er wolle nicht, dass sein Name in Verbindung mit einer Agentur gebracht wird. In diesem Moment dacht ich nur, aha sind wir jetzt Kriminelle?

Ich habe Maria die Zusammenfassung meines Telefonats mit dem Anwalt geschickt, mit dem Hinweis, dass dies die Aussagen des Anwalts waren und wir beide uns abstimmen müssten. Dass wir 50/50 abgemacht haben und ich das nicht ändern werde. Aber wenn wir das Geschäft vorzeitig beenden, ihr eigentlich 50% gehören würden, ich mich aber darauf verlasse, dass sie mir das ganze Geld zurück schickt.

Meine Änderungswünsche die ich Maria geschickt habe
– Stammkapital 100.000.000 COP
– Grundeigentum der Gesellschaft veräußern, erwerben, belasten -> das erlaube ich nicht
– Vertragliche Schuldverhältnisse mit persönlicher, pfandrechtlicher oder hypothekarischer Bürgschaft -> das erlaube ich nicht
– Ich will einen monatlichen Bericht über den Werdegang der Firma mit Ertrags- und Kostenaufstellung
– Der Geschäftsführer darf sich kein Gehalt geben
– Der Geschäftsführer darf keine Nebentätigkeiten haben.

Was ist nur aus unserer anfänglichen Vorstellung eine Agentur zu gründen geworden? Ich überweise dir das Geld und du machst die Arbeit. Ende. und jetzt? Bürokratie pur.

Dieser Vertrag, aufgesetzt von der Buchhalterin und des Anwalts meiner Geschäftspartnerin, hat alle Zweifel an Ehrlichkeit in mir aufkeimen lassen. Ich hatte mir von Anfang an einen Buchhalter und Anwalt gewünscht, der beide Sprachen spricht, so dass wir beide mit diesen hätten arbeiten können. Aber dadurch, dass auch diese nur spanisch sprachen, war ich an dieser Stelle etwas hilflos.

Ich habe Maria, dass dann auch so geschrieben, dass ich zwar überzeugt davon bin, dass wir das schaffen, aber im Moment frustriert bin, wie kompliziert es ist. Ich habe sie gebeten, dass bei all den Verträgen unsere mündliche Vereinbarung eingehalten werden sollte und dass wir uns gegenseitig vertrauen sollten.

Das hatte ich schön geschrieben, war aber selbst nicht mehr überzeugt davon.

Zum Abschluss dieses Tages habe ich dann der Buchhalterin noch ihre 2.500.000 COP überwiesen.

Ein Kommentar

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert